Ureinwohner der USA

Einleitung zum Thema in der russisch-sprachlichen Ausgabe von ANSIPRA Bulletin Nr. 11, juli 2004

Winfried Dallmann

In der letzten Ausgabe von ANSIPRA Bulletin veröffentlichten wir den ersten Artikel einer Serie über Probleme von Ureinwohnern andere Länder. Damit meinen wir Länder, die insofern vergleichbar mit dem Norden, Sibiriens und dem Fernen Osten der Russischen Föderation sind, dass sie in den vergangenen Jahrhunderten von weissen Europäern kolonisiert wurden. Der Zweck dieser Serie ist es

Der Artikel der letzten Ausgabe befasste sich mit der politischen Situation der Ureinwohner Australiens. Geplant ist, entsprechende Information wenigstens über die USA und Alaska, Kanada und die Länder des westeuropäischen Nordens zusammenzustellen. Für diese Ausgabe haben wir einige Artikel über die USA (ohne Alaska) ins Russische übersetzt, die in den Ausgaben des letzten Jahres der Zeitschrift “bedrohte Völker” (Göttingen, Deutschland) erschienen sind. Die Situation der Indianer in den USA ist, wie in Russland, sehr vielseitig und komplex. Anstatt einen Verfasser zu finden, der für ANSIPRA einen aktuellen Übersichtsartikel schreibt, haben wir also existierende Artikel übersetzt, die zusammengenommen einiges über die Situation der Indianer vermitteln. Einleitend sind einige Grundbegriffe erklärt, die mit Themen wie Landrechte und Selbstbestimmung zu tun haben (Auszüge aus dem Buch “American Indians – answers to today’s questions” von Jack Utter, 1994).

Der Artikel von Matthias Voigt geht von dem Konflikt bei Wounded Knee in 1973 aus und erklärt dessen Hintergründe. Auch wenn das Ereignis 30 Jahre zurück liegt und sich an juristischen Fragen seitdem einiges geändert hat, so zeigt er eine tief verankerte amerikanische Grundhaltung gegenüber den Indianern auf, die sich nicht durch Gerichtsbeschlüsse im Laufe einer Generation verändern lässt. Noch heute liegt der Lebensstandard in den Indianerreservaten in den USA deutlich unter dem aller anderer Bevölkerungsgruppen, einschliesslich der Afro-Amerikaner.

Wounded Knee wurde von den Aktivisten 1973 gewählt, weil er der Ort des letzten grossen Massakers der Indianerkriege des 19. Jahrhunderts war. In der Verzweiflung über das verlorene Land und die Hoffnungslosigkeit der Situation war unter den Indianern Nordamerikas eine neue religiöse Bewegeung enstanden, der “Ghost Dance”, der den Untergang der weissen Vorherrschaft und das Zurückkommen der Büffelherden voraussagte. Diese Bewegung wurde von den amerikanischen Behörden als aufwieglerisch angesehen. Anführer der Bewegung wurden verhaftet oder ermordet. Einige indianische Gruppen flohen im eisigen Dezember 1890 vor den neuen Übergriffen aus den ihnen zugewiesenen Reservaten, darunter eine Gruppe von etwa 350 Mitgliedern des Stammes der Minniconjou-Lakota. Kaum bewaffnet, wurden sie von der Kavallerie aufgebracht und ergaben sich. Bei der Entwaffnung am Fluss Cankpe Oki (Wounded Knee = Verwundetes Knie) fiel ein Schuss, worauf die von Panik erfüllten Soldaten etwa 300 der Indianer, davon 200 Frauen und Kinder, niedermetzelten.